Samstag, 8. Oktober 2011

Anfang

Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Der Weg vor mir ist schwer zu erkennen, die Straße unter den Sandalen oft uneben. Vieles liegt wohl schon hinter mir auf diesem Pilgerweg von dem ich zuerst überhaupt nicht wusste, daß ich mich zu ihm aufgemacht hatte. Sonne hatte freundlich gewärmt und auch wieder unbarmherzig gebrannt, Regen den Staub abgewaschen oder das Fortkommen unmöglich gemacht, Um- und Irrwege sind dem rechten Weg in Zahl und Strecke sicher überlegen. Wie sollte es auch anders sein - weiß ich doch noch nicht einmal genau wohin es geht. Fragt man nach der Richtung bekommt man ständig widersprüchliche Anweisungen. Wer viel fragt geht viel fehl. Aber wohin soll ich mich denn wenden?
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Da fand ich mich denn nun eines Tages zu meiner eigenen Überraschung auf der Pilgerfahrt und bin mir über nichts sicher. Soll ich Wanderschuhe nehmen um bequemer vorwärts zu kommen oder wären einfache Sandalen eher passend um die Straße auch zu spüren? Wäre vielleicht ein Fahrrad eine gute Idee, oder darf ich vom Weg und der Aussicht nichts verpassen und wäre damit zu schnell? Wo geht es eigentlich weiter und wohin? Es heißt, daß derjenige, der den breiten, bequemen Weg nimmt damit nicht ans Ziel gelangt, aber meistens stehen mehrere schmale, steinige Wege zur Auswahl. Und überhaupt ist das ein wunderschöner, fruchtbarer Flecken hier - wie geschaffen um zu bleiben und sich niederzulassen, den Weg anderen zu überlassen, sich nicht mehr um Blasen, Wetter, und die Unterkunft in der nächsten Nacht sorgen zu müssen. Bin ich nicht schon weit gegangen und habe damit meinen Willen gezeigt? Jetzt könnte ich mich vielleicht doch schon ausruhen. Aber das kann ich auch nicht wissen, bevor ich nicht angekommen bin. Die Hoffnung auf das bessere, auf das noch viel bessere als dieses hier und jetzt lässt mich weitergehen.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Manchmal fand ich einen Führer, der mir ein Stück des Weges zeigen konnte und mir eine grobe Skizze vom weiteren Verlauf machte, manchmal entpuppte sich ein vermeintlicher Freund aber als Wegelagerer oder, noch schlimmer, als Hochstapler der vom Weg nichts wusste. Die Räuber erkennt man recht bald, wie soll ich die anderen denn nun unterscheiden? Sie sehen alle gleich aus, weisen die gleichen Zeugnisse vor und doch sind welche dabei, die einen in die völlig falsche Richtung führen. Man hat Glück, wenn man das noch rechtzeitig erkennt und nur etwas Zeit verloren hat. Viele folgen diesen Rattenfängern in ihr Verderben.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Immer habe ich die Hoffnung, daß ich in die richtige Richtung gehe und mich nicht unabsichtlich vom Ziel entferne anstatt mich ihm zu nähern. Einen großen Rucksack mit Dingen schleppe ich von denen ich nicht weiß, ob ich sie vielleicht brauchen werde und vieles, was ich finde, stecke ich noch dazu. Wahrscheinlich sollte ich das meiste davon wegwerfen, es hält mich ja nur auf. Aber manches habe ich lieb gewonnen, manches scheint mir nützlich, vieles behalte ich wohl nur aus Trägheit, weil ich lieber schleppe als mich entscheiden zu müssen.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.

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