Montag, 6. Februar 2012

Was zusammengehört

Im Alten Testament sind die verschiedensten Opferriten beschrieben. Meistens wird ein Opfertier geschlachtet und ganz oder teilweise verbrannt. Bei bestimmten Arten von Opfern (etwa beim Schuldopfer) wird ein Teil des Opfertieres danach gegessen, es ist dabei sogar vorgeschrieben in welcher Zeit dies geschehen muss. Ich verstehe die Logik dahinter so (und ein Wissender möge mich hier korrigieren, wenn ich ganz falsch liege):
Ich habe eine Schuld auf mich geladen und suche nun einen Weg mich von dieser zu befreien. Ich übetrage also meine Schuld auf ein Opfertier (um mich nicht selbst entleiben zu müssen, was erstens unerquicklich und zweitens nicht zielführend wäre, wenn ich nachher ohne diese Schuld weiter auf Erden zu wandeln gedenke), töte es und mit diesem Tier stirbt auch meine Schuld. Wenn das Tier geschlachtet ist, dann ist sein Fleisch wieder rein von der Schuld, denn diese kann nur lebendem anhaften und um daran teilzuhaben esse ich das Fleisch dieses Tieres. Schließlich bin ich als Mensch ja aus dem aufgebaut was ich esse.
Ich glaube nicht, daß ich da sehr weit neben dem Grundgedanken, der hinter dem Sündenbock steht, liege. Interessant finde ich, daß scheinbar nirgends beschrieben wird, wie man eigentlich die Schuld auf das Tier übertragen hat. Ich gehe eigentlich grundsätzlich davon aus, daß es dazu einen bestimmten Ritus gegeben hat der seit Abraham ohnehin jedem bekannt war und der deshalb nicht extra aufgeschrieben wurde. Es muss wohl irgend etwas gegeben haben mit dem ich meine Schuld an den Sündenbock geheftet habe. 
Damit komme ich zum Heute und der Kommunion. Ich sehe das Opfer Christi eher am Gründonnerstag als am Karfreitag. Am Kreuz ist er für uns und für alle gestorben, aber das rituelle Opfer, das war vorher. Es war am Tisch, der zum Opferaltar wurde, wo er sich selber gegeben hat, sich selber geopfert und sich zu essen gegeben hat. In der Logik des Schuldopfers muss er dann und dort bereits gestorben sein um die Schuld aller mit sich zu nehmen und das durch den Tod gereinigte Fleisch zu essen zu geben. Durch die Kirche, die er sich als Leib in der Welt geschaffen hat greift er durch alle Zeit hinaus und widerholt dasselbe immer wieder. Warum er die Form des Brotes gewählt hat um sich selbst zu geben ist geheimnisvoll, aber es ist nicht unsere Wahl sondern seine (andererseits - man stelle sich nur vor wir müssten heute noch bei jeder Messe ein oder mehrere Lämmer opfern und braten! Nicht das ich etwas gegen Lammbraten habe, aber da ist Brot doch wohl handlicher.). 
Hier fehlt aber jetzt noch etwas, nämlich das Aufbürden der Schuld auf dieses Opferlamm. Wie gesagt gehe ich davon aus, daß in alttestamentarlichen Zeiten es irgend einen Ritus dafür gegeben hat. Wir haben auch einen, die Beichte! Ich sehe diese beiden Sakramente, Beichte und Eucharistie, als untrennbar verbunden an. Nur beide zusammen erlösen uns von unserer Schuld, die Beichte, weil ich dadurch meine Schuld an das Opfer binde und die Eucharistie, weil im Opfer meine Sünde mit Christus stirbt und ich das gereinigte Fleisch esse um so an dieser Reinheit Anteil zu haben. Die Beichte ist sinnlos, wenn ich nicht an das Opfer Christi und an die Realität dieses Opfers und des Opferfleisches in der Kommunion glaube, die Eucharistie, das Sterben und Opfer Christi, ist aber leer und sinnlos wenn ich sie nicht als Wegnahme und Sterben meiner Schuld sehe, die ich dafür aber auch and dieses Opfer binden muss
Deshalb mein Aufruf sowohl an die Priester als auch an die Gläubigen: Gebt zusammen was zusammengehört, erst Beichte, dann Eucharistie. Ihr Gläubigen geht vor dem Gottesdienst zur Beichte und ihr Pfarrer bietet vor dem Gottesdienst eine Beichtgelegenheit. Ich weiß, daß das oft von der Logistik sehr schwierig ist, besonders wenn man vielleicht mehrere Pfarren zu betreuen hat und ohnehin schon von einer Messe zur anderen hetzt. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht, aber versucht es. Setzt euch mit den Pfarrgemeinderäten zusammen und erklärt es ihnen - vielleicht wissen sie Rat. Vielleicht lässt sich der eine oder andere Messtermin gemeinsam mit der Gemeinde etwas verschieben um Zeit für die Beichte vorher anbieten zu können. Wenn ihr erklärt warum das so wichtig ist dann werden sie euch sicher zuhören. Wenn ihr erklärt warum eine auf diese Art "aufgewertete" Messe besser ist als zwei andere, dann werden sie verstehen.