O Herr, denk an David, denk an all seine Mühenwie er dem Herrn geschworen, dem starken Gott Jakobs gelobt hat:"Nicht will ich mein Zelt betreten noch mich zur Ruhe betten,nicht Schlaf den Augen gönnen noch Schlummer den Liedern,bis ich eine Stätte finde für den Herrn, eine Wohnung für den starken Gott Jakobs."(Anfang des Psalms 32)
Der obige Text ist aus der Psalmodie der Vesper von letztem Donnerstag. Ich bin schon lange der Ansicht, daß alle die Texte des Alten Testaments für uns, für mich eine weit über das offensichtliche hinausgehende Bedeutung haben, uns nicht nur Geschichte erzählen und das Neue Testament vorbereiten sondern jeder auch Rat und Weisung an mich ist, auch wenn ich sie nicht immer erkenne (ganz ehrlich: bei den Abstammungs- und Familienlisten in den Chroniken ist ein Kontext zu meinem eigenen Leben auch recht schwer herzustellen). In diesem Psalm habe ich aber diesmal etwas erkannt. Ich hatte ihn sicher schon oft gelesen und es war immer ganz klar, daß die Überführung der Bundeslade durch David gemeint war. Diesmal begriff ich aber etwas darüber hinaus. Das, was David dem Herrn gelobt hat - das ist doch eigentlich genau das, was unser Auftrag ist: eine Stätte finden für den Herrn, eine Wohnung für Gott.
David hat ein Zelt errichtet um die Bundeslade aufzunehmen, doch was soll ich machen? Eine Kirche bauen? Nicht, daß das eine grundsätzlich schlechte Idee ist, aber das ist wohl nicht gemeint.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? (1 Kor 9, 16)
Kein steinerner, hölzerner oder aus Tuch gemachter Bau ist es, den ich dem Herrn errichten soll als Ruhestätte, sondern einen aus Fleisch und Blut. Und ich soll(te eigentlich) nicht ruhen und nicht schlafen bis ich das vollbracht habe.
Was dabei nicht funktioniert ist, daß man sein Leben und Gott trennt, daß man morgens und abends beim Gebet und am Sonntag Tempel für den Heiligen Geist ist und dazwischen aber bitte gefälligst sich selbst gehört um seine Arbeit zu machen. Ich weiß so genau, daß das nicht geht, weil ich es ausprobiert habe (und tatsächlich, auch wenn es mich ärgert, noch immer so praktiziere, wie ich immer aufs neue - im Nachhinein - feststelle). 99% meines Lebens haben "nichts mit Gott zu tun" in dem Sinne, daß ich alles, was ich mache für mich, für andere, aus diesem oder jenem Grund, aber nicht für Gott mache. Wo bleibt das UIOGD - ut in omnia glorifizetur deus - damit in ALLEM Gott verherrlicht werde - in meinem Leben? Tatsächlich habe ich ihn doch aus dem meisten ausgeklammert und auf die erwähnten Zeiten morgens, abends und sonntags geschoben. Ich vermute, das ist ganz natürlich aber es ärgert mich trotzdem und je öfter ich das ändern will desto öfter komme ich nachher drauf, daß ich es nicht gemacht habe.
Tatsächlich wird es einem natürlich auch heute nicht gerade leichter gemacht (ein wenig sucht der Mensch doch immer die Schuld bei andern oder, wenn kein anderer greifbar ist, bei "den Umständen"). Viele Brauchtümer sind ausgebeint, vom Fleisch der Tradition befreites knöchernes Gerüst ohne Sinn. Einst waren sie die Stütze, der Klebstoff, der das Leben mit Gott verband.
Um den Segen des Herrn für Haus und Stall zu bitten anstatt sich ein paar mehr oder weniger schön hervorgebrachte Gedichte und Lieder von verkleideten Kindern anzuhören und dann für einen guten Zweck zu spenden.
Eine Zeit des Verzichts und der Vorbereitung auf sich zu nehmen um auch durch den körperlichen Hunger und das Nicht-Haben die Sensucht des Volkes Israel nach dem Erlöser nachvollziehen zu können anstatt vor der Völlerei ein paar Kilo abzuspecken oder die Fastenzeit ganz auszulassen und durch Punschtrinken zu ersetzen.
Gott danken für die wunderbare Größe und Vielfalt seiner Schöpfung anstatt herumzumäkeln an diesem und jenem im Essen das man da und dort schon besser bekommen hat.
Es gäbe noch viele weiter Beispiele. Doch woran liegt es, daß wir diese Bindung heute nicht mehr haben? Sind wirklich nur die anderen schuld, die Werbung und die Industrie, der Kommerz und das moderne Leben das uns so sehr fordert? Oder machen wir nicht vielleicht mit, weil es einfacher ist, weil man sich in der Masse treiben lassen kann, nicht selber auf seinen Weg achten muss? Oder ist es vielleicht, daß wir ängstlich sind unser Leben wie es ist aufgeben zu müssen, vielleicht schief angesehen zu werden, als Spinner verschrien zu sein? Lesen wir nicht lieber ein gutes Buch oder sehen einen Film anstatt hinauszugehen und in einem Altenheim oder Krankenhaus einsame Menschen zu besuchen? Wenn man auf der Straße geht gibt man dem Bettler, der gerade am Weg ist etwas, aber machen wir auch Umwege dafür, suchen vielleicht noch, ob es nicht noch einen gibt, dem man helfen kann und sei es nur mit einer kleinen Münze? Es ist doch viel einfacher seine Seele einschlafen und etwas ruhen zu lassen, dann braucht man sich auch nicht zu bemühen, nicht wahr?
Nicht schlafen! Nicht ruhen! Bis wir dem Herrn eine Ruhestätte bereitet haben, die seiner würdig ist, dann wird er sie auch annehmen und selbst dazugeben, was noch fehlt.
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