Mittwoch, 26. Oktober 2011

Die Zeit ...

... ist es immer wieder, was einem fehlt. Der ganze Tag ist so gefüllt, daß man nicht einmal dazu kommt zwischendurch zu verschnaufen, von einem Moment der Ruhe und der Besinnung ganz zu schweigen. Selbst zum Blogschreiben kommt man dann manchmal nicht. 
Ein Trost mag aber sein, daß es auch größeren als mir es ähnlich ergangen ist. Zwar wasche ich für gewöhnlich nicht mehr als mein eigenes Geschirr (und das ist hoffentlich nicht angebrannt), aber ich kann Theresa von Avila ganz gut verstehen wenn sie bei dem unten zitierten Gebet seufzt. Möge meine Arbeit Gott gefallen, auch wenn ich nicht immer (oder besser fast nie) an ihn dabei denke.
Herr der Töpfe und Pfannen,
Ich habe keine Zeit eine Heilige zu sein

Und dir zum Wohlgefallen

In der Nacht zu wachen,

auch kann ich nicht meditieren

in der Morgendämmerung

und im stürmischen Horizont.

Mache mich zu einer Heiligen,

indem ich die Mahlzeiten zubereite

und Teller wasche.
Nimm an meine rauen Hände,
weil sie für dich rau geworden sind.

Kannst du meinen Spüllappen

Als einen Geigenbogen gelten lassen,

der himmlischen Harmonie

hervorbringt auf einer Pfanne?
Herr der Töpfe und Pfannen,
bitte darf ich dir

anstatt gewonnener Seelen

die Ermüdung anbieten,

die mich ankommt

beim Anblick verbrannter Gemüsetöpfen?

Erinnere mich an alles,

was ich leicht vergesse,

nicht nur um Treppen zu sparen,

sondern, dass mein
vollendet gedeckter Tisch
ein Gebet werde.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Komplizierte Liebe?

In meinem letzten Eintrag habe ich von der Liebe zu Christus geschrieben. Ein lieber Bekannter - fast möchte ich ihn einen Freund nennen - sagte mir im Gespräch über genau dieses Thema, daß er jeden Tag zu Gott bete, damit er die Liebe begreife, denn sie sei so kompliziert. Nun ist er kein unbedachter welcher und daher hat mir das zu denken gegeben.
Ich meine er hat recht und auch wieder nicht. Liebe kann etwas furchtbar kompliziertes sein, wie jede Beziehung zu anderen Menschen. Die Liebe zu Gott ist aber (oder kann es zumindest sein) etwas sehr einfaches. Das liegt an seiner Größe, an seiner Hoheit - durchaus auch in dem Sinne, wie hoch er in jeder Hinsicht über uns ist. Ich kann ihm ohnehin nichts geben was ich nicht bereits von ihm bekommen hätte und er kennt mich ohne Abstriche und Hindernisse, kennt mein ganzes Herz, mein Sein und Denken durch und durch, besser als ich vermutlich selbst. Ohne diese kleinen Abschottungen, ohne die Nebenbedingungen und das ewige quid pro quo, die unsere menschlichen Beziehungen bestimmen und uns so menschlich machen bleibt nur sich ganz und gar zu ergeben. Wem dieser Begriff nicht gefällt, der sei erinnert, daß das auch bedeutet, daß man sich komplett zurücklehnen kann, einfach fallen lassen. Ich kann nicht nur Gott nichts vormachen, ich brauche es auch nicht denn seine Meinung über mich wird nicht davon beeinflusst.

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken.
Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.
Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es bereits.
Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.
Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?
Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen.
Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer,
auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen.
Würde ich sagen: «Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben»,
auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.
Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.
Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen.
Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war.
Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ist ihre Zahl!
Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand. Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir.
Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten! Ihr blutgierigen Menschen, lasst ab von mir!
Sie reden über dich voll Tücke und missbrauchen deinen Namen.
Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben?
Ich hasse sie mit glühendem Hass; auch mir sind sie zu Feinden geworden.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne mein Denken!
Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg!
(Psalm 139, Einheitsübersetzung; Text genommen von http://www.bibelserver.com)

Samstag, 15. Oktober 2011

Die Frage

Da war diese Frage:

Liebst Du mich?
   ...?

Liebst Du mich?
   Ich ...

Liebst Du mich?
  Ich glaube schon ...

Liebst Du mich?
   Was heißt das?

Liebst Du mich?
   Ich versuche es.

Liebst Du mich?
   Ich bin doch so schwach.

Liebst Du mich?
   Wie mache ich das?

Liebst Du mich?
   Was bedeutet es, Dich zu lieben?

Liebst Du mich?
   Ich weiß es nicht.

Liebst Du mich?
   Ich will Dich lieben, aber kann ich es?

Liebst Du mich?
  Sieh mich doch an! Ich sündige ständig - wie kann ich dann sagen, daß ich Dich liebe? Wenn ich Dich liebte, dann würde ich doch nicht sündigen, oder?

Liebst Du mich?
  Bitte frage mich das nicht.

Liebst Du mich?
  Es fällt mir schwer.

Liebst Du mich?
  Ich kann Dich doch nicht mit meinen Augen sehen und mit meinen Ohren hören. Du bist so weit weg.

Liebst Du mich?
  Ich muss darüber nachdenken.

Liebst Du mich?
  Was ist das - Dich lieben?

Liebst Du mich?
   Ich weiß es nicht.

Irgendwann, viel später, habe ich mich an etwas erinnert, daran, wie ich als kleines Kind meinen Vater - ich ging ihm in der Größe gerade einmal etwas über den Bauchnabel - damals aus einem plötzlichen Impuls heraus umarmt habe und meine Wange an seinen Pullover gelegt. Er wusste wohl nicht wie ihm plötzlich geschah, doch er legte seine Hände auf meinen Kopf und meine Schulter und hielt mich einfach nur einen Moment fest.
Es hat lange gebraucht, aber jetzt kenne ich die Antwort: "Ja, ich liebe Dich!"
In gewissem Sinne ist das die einzige Antwort, die ich brauche. Es ist die Antwort, auf die sich alle anderen zurückführen lassen. "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...", meint diese Liebe - die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern. Ich will Gott gefallen. Warum?
Weil ich ihn liebe, einfach nur deshalb.

Warum besuche ich den Gottesdienst?
Warum bete ich (mehr oder weniger) regelmäßig?
Warum kümmere ich mich überhaupt um die Gebote Gottes?
Warum suche ich Vergebung für meine Sünden?
Um Gott (wieder) zu gefallen.
Warum will ich ihm gefallen? Weil ich ihn liebe.

(Warum sündige ich dann überhaupt? Weil ich ein Trottel bin, warum sonst?)

Wenn ich den Herrn liebe wie ein Kind seine Eltern dann will ich etwas tun um ihm eine Freude zu bereiten. Nicht mein eigenes Heil, meine Erlösung, nicht der Himmel oder die Hölle sind der Grund dafür, nicht Hoffnung oder Furcht, sondern einfach nur die Liebe, die einen dazu bringt den anderen erfreuen zu wollen.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Gebet

Hilf mir Herr Christus und stehe mir bei,
lass mich verstehen, was Du für mich bist.
Laß meine Seele die Wahrheit erkennen
und mich auf dem Weg zu Dir nur sein.

Nimm weg mein Herz, das zornige, harte,
nimm weg die Gedanken, die fern von Dir sind,
schlag Du von jetzt in meiner Brust,
und mache mich für Dich ganz rein.

Wenn ich hier knie und laut zu Dir rufe
sei gnädig mein Herrgott und zürne mir nicht,
lass' Ruhe mich finden und heiteren Frieden
bedenke doch Herr, zu Dir ruft Dein Kind.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Warum Thomas?


Für alle, die das nicht bemerkt haben: Thomas Didymos ist nicht mein richtiger Name, ich verwende ihn nur für diesen Blog. Warum gerade Thomas Didymos? Warum nenne ich mich nach dem "ungläubigen Thomas"?
Ich habe diesen Apostel mit der Zeit besonders schätzen gelernt, weil ich in ihm viel von mir selbst entdecke. Skepsis und Zweifel prägen seine Darstellung und damit steht er für alle, denen es manchmal schwer fällt zu glauben. Doch es gibt noch eine andere Seite dieser Medaille. Thomas ist auch unglaublich mutig. Er ist es, der die Fragen stellt, die sich kein anderer traut (Jesus: "..., den Weg  dorthin kennt ihr."; Thomas: "Herr, wir wissen nicht wo Du hingehst, wie sollen wir dann den Weg kennen?"), und er ist es, der zu seinem Unglauben wenigstens steht. Das wichtigste ist aber vielleicht seine Reaktion als er den auferstanden Christus dann tatsächlich sieht. "Mein Herr und mein Gott," lautet das staunende Bekenntnis und Jesu Tadel an ihn ist ein milder.
Thomas ist das lebendige Beispiel dafür, daß Christus ehrliche Zweifel nicht gnadenlos verurteilt und ebenso ehrliches Bemühen um Verstehen und Begreifen honoriert. Mit seiner Skepsis ist Thomas tatsächlich der Zwilling - nämlich meiner. Ein wenig von seinem Mut und seinem Bekenntnis könnte mir auch nicht schaden.

Samstag, 8. Oktober 2011

Anfang

Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Der Weg vor mir ist schwer zu erkennen, die Straße unter den Sandalen oft uneben. Vieles liegt wohl schon hinter mir auf diesem Pilgerweg von dem ich zuerst überhaupt nicht wusste, daß ich mich zu ihm aufgemacht hatte. Sonne hatte freundlich gewärmt und auch wieder unbarmherzig gebrannt, Regen den Staub abgewaschen oder das Fortkommen unmöglich gemacht, Um- und Irrwege sind dem rechten Weg in Zahl und Strecke sicher überlegen. Wie sollte es auch anders sein - weiß ich doch noch nicht einmal genau wohin es geht. Fragt man nach der Richtung bekommt man ständig widersprüchliche Anweisungen. Wer viel fragt geht viel fehl. Aber wohin soll ich mich denn wenden?
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Da fand ich mich denn nun eines Tages zu meiner eigenen Überraschung auf der Pilgerfahrt und bin mir über nichts sicher. Soll ich Wanderschuhe nehmen um bequemer vorwärts zu kommen oder wären einfache Sandalen eher passend um die Straße auch zu spüren? Wäre vielleicht ein Fahrrad eine gute Idee, oder darf ich vom Weg und der Aussicht nichts verpassen und wäre damit zu schnell? Wo geht es eigentlich weiter und wohin? Es heißt, daß derjenige, der den breiten, bequemen Weg nimmt damit nicht ans Ziel gelangt, aber meistens stehen mehrere schmale, steinige Wege zur Auswahl. Und überhaupt ist das ein wunderschöner, fruchtbarer Flecken hier - wie geschaffen um zu bleiben und sich niederzulassen, den Weg anderen zu überlassen, sich nicht mehr um Blasen, Wetter, und die Unterkunft in der nächsten Nacht sorgen zu müssen. Bin ich nicht schon weit gegangen und habe damit meinen Willen gezeigt? Jetzt könnte ich mich vielleicht doch schon ausruhen. Aber das kann ich auch nicht wissen, bevor ich nicht angekommen bin. Die Hoffnung auf das bessere, auf das noch viel bessere als dieses hier und jetzt lässt mich weitergehen.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Manchmal fand ich einen Führer, der mir ein Stück des Weges zeigen konnte und mir eine grobe Skizze vom weiteren Verlauf machte, manchmal entpuppte sich ein vermeintlicher Freund aber als Wegelagerer oder, noch schlimmer, als Hochstapler der vom Weg nichts wusste. Die Räuber erkennt man recht bald, wie soll ich die anderen denn nun unterscheiden? Sie sehen alle gleich aus, weisen die gleichen Zeugnisse vor und doch sind welche dabei, die einen in die völlig falsche Richtung führen. Man hat Glück, wenn man das noch rechtzeitig erkennt und nur etwas Zeit verloren hat. Viele folgen diesen Rattenfängern in ihr Verderben.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.
Immer habe ich die Hoffnung, daß ich in die richtige Richtung gehe und mich nicht unabsichtlich vom Ziel entferne anstatt mich ihm zu nähern. Einen großen Rucksack mit Dingen schleppe ich von denen ich nicht weiß, ob ich sie vielleicht brauchen werde und vieles, was ich finde, stecke ich noch dazu. Wahrscheinlich sollte ich das meiste davon wegwerfen, es hält mich ja nur auf. Aber manches habe ich lieb gewonnen, manches scheint mir nützlich, vieles behalte ich wohl nur aus Trägheit, weil ich lieber schleppe als mich entscheiden zu müssen.
Und so gehe ich weiter - einen Schritt und dann noch einen.